Gleich nach unserem zweiten und vorerst letzten Olivenölschulabend in Berlin sind wir in die Marken gefahren, wo die Zitronen an unserem Haus uns zur Ernte riefen.
Prallvoll hängen die Bäume, der Frost hat nur wenigen Früchten zugesetzt. Bei den Orangen haben die ungewöhnlich kalten Januar-Tage hier sogar dafür gesorgt, dass wir wunderbare Blutorangen haben und Michael nun erstmals Blutorangen-Marmelade macht!
Ein Teil der Zitronen ist schon verarbeitet: Die Schalen werden in Alkohol gelegt und ergeben unter Hinzufügung von Wasser und Zucker ab April unseren herrlichen 34-prozentigen Limoncello! Der kommt ins Tiefkühlfach und ist ein purer Sonnengenuss.
Die dann nackten Zitronen hat Michael ausgepresst und einen Zitronensirup daraus gemacht. Weitere Zitronen werden zu Marmelade verarbeitet, der Rest wird zusammen mit den Orangen zu unserem allmorgendlichen Vitaminschub-Saft.
Wir nutzen die Zeit in den Marken auch, um Nachschub für unsere Olivenölschul-Abende in Erding und München zu holen. Unser Auto trägt also wieder schwer an: Früchte-Kisten, Weinkisten, einem Olivenöl-Kanister von Tiziano, Schachteln mit Bio-Maccheroncini di Campofilone, Gläsern mit in Salzlake eingelegten Olive Ascolane etc.
Als kulinarisches Geschenk erhalten unsere Schüler im März auf jeden Fall, wie könnte es anders sein, eine Tüte mit Orangen und Zitronen! Deren Aroma ist übrigens dafür verantwortlich, dass unser Olivenöl seinen so charakteristisch fruchtigen Geruch und Geschmack hat. Hinzu kommen bei uns Mandelbäume in der Nähe, wilde Minze und viel Rosmarin. Oliven haben nämlich die Eigenschaft – wie Olivenöl – wie ein Schwamm die Gerüche der Umgebung aufzunehmen. Jede Mikro-Region bringt so ihr eigenes, unverwechselbares Olivenöl hervor. Ganz abgesehen von den regionalen Sorten. Auch hier weisen die Marken eine ungeheure Vielfalt auf.
Dass wir so viel Glück mit unserem Haus hatte, macht uns wirklich jeden Tag dankbar. Wir hätten es ja auch anders treffen können. Wie schlecht Olivenöl schmecken kann, erleben wir leider im Zuge unserer Olivenölschul-Abende immer öfter: Wir kaufen viele verschiedene Olivenöl-Flaschen ein, darunter prämiierte, die sich mit blumigen Worten als wer weiß wie toll anpreisen. Das Ergebnis ist meistens niederschmetternd! Egal, wohlgemerkt, wie hoch der Preis ist!
Wir hatten Olivenöle dabei, die über 40 Euro pro Liter gekostet haben. Jüngster Reinfall: Olivenöl aus Sardinien, DOP, 18 Euro pro Liter, hier in einem Supermarkt gekauft. Ungenießbar bitter, völlig unausgewogen. Inzwischen sage ich allen, die es hören wollen: Olivenöl kann und darf man nicht im Supermarkt kaufen! Nicht einmal im Bio-Supermarkt! In einem in Berlin fanden wir z. B. durchweg Olivenöle von der Ernte 2015! Das ist laut Mindesthaltbarkeitsdatum nur noch bis April/Mai 2017 haltbar! Und dafür soll ich noch 45 Euro pro Liter bezahlen!!!!
In unserer Casa in den Marken fanden wir noch eine Flasche unserer eigenen Ernte von Oktober 2015, und was soll ich sagen: Dieses ehrlich und einwandfrei produzierte Olivenöl hat nichts von seiner exzellenten Qualität verloren! Fruchtigkeit, Bitterkeit und Schärfe in einem ausgewogenen, harmonischen Verhältnis, dass es eine Wonne ist – in der Nase, auf der Zunge, am Gaumen und auf den Speisen.
Übrigens hatten wir Mitte Februar Besuch von unserem Erdinger Lebensmittelkontrolleur. Er war rundherum zufrieden – mit unserem Etikett (nun inkl. Nährwertangaben) und der Sauberkeit unseres Abfüllkellers.
Nebenbei erzählt er mir, dass er eine Fortbildung zum Thema Lebensmittelfälschung gehabt hat: Inzwischen wird mit gefälschten Lebensmitteln mehr Geld verdient als mit Drogen! Und Olivenöl ist leider ein sehr begehrtes Produkt für Panschereien.
Wie sind wir doch dankbar, dass wir wissen, wo unser Olio Piceno herkommt! Grazie Tiziano, Bruno, Giacomo, Toni e Stefano. E grazie a dio!