Allgemein, Olivenöl

Olivenbaumschnitt und Zitronen-Produktion

Ende Februar/Anfang März gab es noch einmal einen ordentlichen Wintereinbruch in den südlichen Marken: Es gab dicken Schneefall mit Temperaturen bis minus 7 Grad! Dieser Frost ist gut gegen die Olivenfliege, weil die Larven im Boden absterben und damit die Population des Schädlings ordentlich dezimiert wird. Aber das war fatal für die Mandeln: Die Blüten sind erfroren, so dass wir dieses Jahr wohl keine Mandelernte haben werden.

"Buddhas Hand" heißt eine unserer schmackhaften Zitronensorten. Hier legt Michael Hand an.
„Buddhas Hand“ heißt eine unserer schmackhaften Zitronensorten. Hier legt Michael Hand an.

Die Zitronenernte dagegen konnten wir gerade noch retten. Die vollreifen Zitronen haben allesamt Frost abbekommen. Aber dank unserer raschen Ernte und Michaels zügiger Verarbeitung konnten wir sie alle noch verwerten. Somit baden jetzt die dicken Zitronenschalen in über 25 Liter Alkohol, um in sechs Wochen mit Wasser und Zucker zu leckerem Limoncello verarbeitet zu werden. Die dünnhäutigeren Zitronen wurden zu Marmelade und Zitronensirup verarbeitet. Michael hat gerade bei der Marmelade heftig gestöhnt, weil unsere Zitronen so voller Kerne sind.

Gleichzeitig hat uns dieser geballte Vitamin C-Schub sicher doch ganz gut gegen unsere Erkältungen geholfen. Erst war nämlich ich dran, dann Michael. Wir waren trotzdem fleißig! Gegen entzündete Haut rund um die Nase war Olivenöl übrigens ein prima Heilmittel!

Apropos Limoncello: Ich darf an dieser Stelle vermelden, dass sich nun tatsächlich eine renommierte Literatur-Agentur bei mir gemeldet hat (zwei Jahre nach dem Erstkontakt!), um mit mir einen Vertrag abzuschließen für meinen Roman „Das Limoncello-Quartett – Vier Freundinnen auf Glückssuche in Italien“. Just in dem Moment, in dem ich mich entschieden habe, das Ganze in meiner eigenen Edition Rauchzeichen zumindest als E-Book herauszubringen. Nun revidiere ich diese Entscheidung natürlich erst einmal freudig.

Sieht orange aus, ist aber Zitronen-Marmelade.
Sieht orange aus, ist aber Zitronen-Marmelade.

Kurz vor unserer Abfahrt – natürlich vollgepackt mit Olivenöl-Nachschub, Frizzante-Kisten für unsere Olivenölschul-Abende und handgefertigten Golfschuhen von Enrico Belleggia – hat unsere liebe Nachbarsfamilie Paci den alljährlichen Olivenbaumschnitt gemacht: Vater Giacomo unterstützt von seinen groß gewachsenen Söhnen Valerio und Cristian. Wieder einmal mussten viele Äste dran glauben, um dem Baum die nötige Luft und Sonne zu geben. Somit werden wir hoffentlich im Oktober 2018 wieder eine gute Ernte haben!

Giacomo schneidet von unten, Cristian von oben.
Giacomo schneidet von unten, Cristian von oben.

Gleichzeitig haben wir zwei neue Olivenbäumchen inmitten unseres neuen Olivenhains eingepflanzt, allerdings aus einem eher traurigen Anlass. Unser Golf-Freund Oskar ist Anfang des Jahres überraschend mit 66 Jahren gestorben. Seine Lebensgefährtin hat uns zwei kleine Olivenbäumchen übergeben, die er in seiner Schwabinger Wohnung liebevoll gehegt und gepflegt hat. Mögen diese nun in Freiheit gedeihen – und Oskar schaut aus dem azzurro-blauen italienischen Himmel zu!

Unsere anderen Jung-Oliven gedeihen übrigens ganz unterschiedlich. Es wird wohl noch etwas dauern, bis sie richtig gut tragen.

Michael hat die Löcher ausgehoben, ich mache nur die Feinarbeit an Oskars Olivenbäumchen.
Michael hat die Löcher ausgehoben, ich mache nur die Feinarbeit an Oskars Olivenbäumchen.

Die Olivenblätter, die meine im letzten Jahr verstorbene Mama gezupft und gehäckselt hat, sind teilweise inzwischen übrigens zu einem tollen Olivenlikör geworden. Michael hat sie ähnlich wie Limoncello mit Alkohol angesetzt, mitsamt Orangen- und Zitronenscheiben. Nach diversen Filterprozessen schmeckt der Likör wirklich gut. Aber zur Sicherheit fahren wir auf dem Rückweg gen Bayern doch wieder bei den Profi-Produzenten des „Liquor d`ulivi“ vorbei und kaufen einen Karton. Wir sind ja sooo froh und dankbar, dass wir zumindest einen Teil des Jahres in einer Region leben dürfen, die so wunderbare handwerklich hergestellte Produkte hervorbringt. Und wir freuen uns immer wieder, wenn unsere stetig wachsende Olio Piceno-Kundschaft das zu schätzen weiß und uns regelmäßig vorschwärmt, wie gut unser Olivenöl schmeckt oder unsere Orangen-Marmelade oder oder oder…..

Neues von uns, und das auch öfter als nur alle vier bis sechs Wochen erfahren Sie übrigens immer auch auf Facebook. Folgen Sie dort einfach Olio Piceno & Olivenölschule oder Heidi Rauch.

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Zitronenernte, Blutorangen-Marmelade und Lebensmittelkontrolle

Gleich nach unserem zweiten und vorerst letzten Olivenölschulabend in Berlin sind wir in die Marken gefahren, wo die Zitronen an unserem Haus uns zur Ernte riefen.

Die Zitronenbäume stehen direkt unter unseren Oliven - und sorgen für tolles Olivenöl-Aroma!
Die Zitronenbäume stehen direkt unter unserem Olivenhain – und sorgen für zitrusfruchtiges Olivenöl-Aroma!

Prallvoll hängen die Bäume, der Frost hat nur wenigen Früchten zugesetzt. Bei den Orangen haben die ungewöhnlich kalten Januar-Tage hier sogar dafür gesorgt, dass wir wunderbare Blutorangen haben und Michael nun erstmals Blutorangen-Marmelade macht!

Die Zitronenschalen baden in Alkohol und werden Ostern zu Limoncello verarbeitet.
Die Zitronenschalen baden in Alkohol und werden Ostern zu Limoncello verarbeitet.

Ein Teil der Zitronen ist schon verarbeitet: Die Schalen werden in Alkohol gelegt und ergeben unter Hinzufügung von Wasser und Zucker ab April unseren herrlichen 34-prozentigen Limoncello! Der kommt ins Tiefkühlfach und ist ein purer Sonnengenuss.

Die dann nackten Zitronen hat Michael ausgepresst und einen Zitronensirup daraus gemacht. Weitere Zitronen werden zu Marmelade verarbeitet, der Rest wird zusammen mit den Orangen zu unserem allmorgendlichen Vitaminschub-Saft.

Wir nutzen die Zeit in den Marken auch, um Nachschub für unsere Olivenölschul-Abende in Erding und München zu holen. Unser Auto trägt also wieder schwer an: Früchte-Kisten, Weinkisten, einem Olivenöl-Kanister von Tiziano, Schachteln mit Bio-Maccheroncini di Campofilone, Gläsern mit in Salzlake eingelegten Olive Ascolane etc.

Die Zitronenschalen baden in Alkohol und werden Ostern zu Limoncello verarbeitet.
Die Zitronen werden ebenso wie unsere Oliven liebevoll von Hand geerntet. 

Als kulinarisches Geschenk erhalten unsere Schüler im März auf jeden Fall, wie könnte es anders sein, eine Tüte mit Orangen und Zitronen! Deren Aroma ist übrigens  dafür verantwortlich, dass unser Olivenöl seinen so charakteristisch fruchtigen Geruch und Geschmack hat. Hinzu kommen bei uns Mandelbäume in der Nähe, wilde Minze und viel Rosmarin. Oliven haben nämlich die Eigenschaft – wie Olivenöl – wie ein Schwamm die Gerüche der Umgebung aufzunehmen. Jede Mikro-Region bringt so ihr eigenes, unverwechselbares Olivenöl hervor. Ganz abgesehen von den regionalen Sorten. Auch hier weisen die Marken eine ungeheure Vielfalt auf.

Dass wir so viel Glück mit unserem Haus hatte, macht uns wirklich jeden Tag dankbar. Wir hätten es ja auch anders treffen können. Wie schlecht Olivenöl schmecken kann, erleben wir leider im Zuge unserer Olivenölschul-Abende immer öfter: Wir kaufen viele verschiedene Olivenöl-Flaschen ein, darunter prämiierte, die sich mit blumigen Worten als wer weiß wie toll anpreisen. Das Ergebnis ist meistens niederschmetternd! Egal, wohlgemerkt, wie hoch der Preis ist!

Unsere Olivenölschüler in Berlin beim Verkosten von sechs verschiedenen Olivenölen aus drei Ländern.
Unsere Olivenölschüler in Berlin beim Verkosten von sechs verschiedenen Olivenölen aus drei Ländern und Ausfüllen der Bewertungsbogen.

Wir hatten Olivenöle dabei, die über 40 Euro pro Liter gekostet haben. Jüngster Reinfall: Olivenöl aus Sardinien, DOP, 18 Euro pro Liter, hier in einem Supermarkt gekauft. Ungenießbar bitter, völlig unausgewogen. Inzwischen sage ich allen, die es hören wollen: Olivenöl kann und darf man nicht im Supermarkt kaufen! Nicht einmal im Bio-Supermarkt! In einem in Berlin fanden wir z. B. durchweg Olivenöle von der Ernte 2015! Das ist laut Mindesthaltbarkeitsdatum nur noch bis April/Mai 2017 haltbar! Und dafür soll ich noch 45 Euro pro Liter bezahlen!!!!

In unserer Casa in den Marken fanden wir noch eine Flasche unserer eigenen Ernte von Oktober 2015, und was soll ich sagen: Dieses ehrlich und einwandfrei produzierte Olivenöl hat nichts von seiner exzellenten Qualität verloren! Fruchtigkeit, Bitterkeit und Schärfe in einem ausgewogenen, harmonischen Verhältnis, dass es eine Wonne ist – in der Nase, auf der Zunge, am Gaumen und auf den Speisen.

Ein Olivenbaum-Überlebenskünstler über unserer Solaranlage
Ein Olivenbaum-Überlebenskünstler über unserer Solaranlage.

Übrigens hatten wir Mitte Februar Besuch von unserem Erdinger Lebensmittelkontrolleur. Er war rundherum zufrieden – mit unserem Etikett (nun inkl. Nährwertangaben) und der Sauberkeit unseres Abfüllkellers.

Nebenbei erzählt er mir, dass er eine Fortbildung zum Thema Lebensmittelfälschung gehabt hat: Inzwischen wird mit gefälschten Lebensmitteln mehr Geld verdient als mit Drogen! Und Olivenöl ist leider ein sehr begehrtes Produkt für Panschereien.

Wie sind wir doch dankbar, dass wir wissen, wo unser Olio Piceno herkommt! Grazie Tiziano, Bruno, Giacomo, Toni e Stefano. E grazie a dio!