Allgemein, Olivenöl

Olivenernte 2015 erfolgreich geschafft – Olivenöl-Erntedankfest 15. 11. Schloss Aufhausen bei Erding

Das Warten hat ein Ende: Wir haben wieder Olivenöl! Und was für eines! Die diesjährige Ernte in den Marken ist zwar im Ertrag nicht übermäßig hoch, aber in der Qualität sehr, sehr gut! Wir schwelgen gerade in grasgrünem Olivenöl pur auf Weißbrot – ein Gedicht! Danach kann man gleich zwei „Bollicine„, Perlweine, in unserer neuen Enoteca in Cupra Marittima vertragen, denn nach dem Genuss von Olivenöl wird man bekanntlicherweise weniger rasch betrunken. Dass der Genuss von Weißwein aus den Marken die Erntekraft nicht schmälert, haben unsere vier tatkräftigen Münchner Erntehelfer bewiesen: ein Gläschen zur Mittagsbrotzeit, ein Gläschen mitten im Olivenhain am Nachmittag und eines zur Belohnung zum Abschluss – unsere 30 Olivenbäume waren noch nie so rasch geerntet wie am 21. Oktober 2015! Zu acht haben wir von 9 bis 17.30 Uhr die Handkämme und unseren elektrischen Rüttler geschwungen, die Netze gerafft und im abschüssigen Gelände um unsere ca. 60 Jahre alten Bäume gelegt, die luftdurchlässigen Plastikkörbe gefüllt und sie in Giacomos Lieferwagen gestapelt, damit wir um 18 Uhr wie angemeldet bei unserer Ölmühle Agostini in Petritoli sein konnten.

Dort dauert der Ölgewinnungsprozess, der letztes Jahr noch einmal auf den neuesten technischen Stand gebracht wurde, ca. 2,5 Stunden. Aus 500 Kilogramm Oliven haben wir 60 Liter Olivenöl erlöst, also einen Ertrag von 12 Prozent. Nicht schlecht, vor allem nach dem Totalausfall (wg. der Olivenfliege) letztes Jahr. Unsere Bio-Nachbarbauern pendeln sich auch gerade um die 10 bis 12 Prozent ein – und sind mit der Qualität hochzufrieden. Somit können wir all unsere Kunden beruhigen, die schon sehnsüchtig auf unser Olio Piceno warten oder bereits vorbestellt haben: Wir fahren am 2. November mit mindestens vier 50 Liter-Kannen zurück nach Erding, jeweils gefüllt mit frischem Olivenöl von Bruno Acciarri, Bruno Amurri, Tiziano Aleandri und Giacomo Paci – plus unser eigenes Olivenöl, das wir mit unserer Hausmitbesitzer-Familie redlich teilen. Mangels eigenem Einsatz haben sie uns ja die vier kräftigen Freunde und Weißwein-Liebhaber geschickt. Die Altersbandbreite bei unseren Erntehelfern dieses Jahr reicht übrigens von meiner 87-jährigen Mama aus Berlin bis zur 7-jährigen Rebecca, dem jüngsten Kind unserer Nachbarn, bei deren Ernte wir gerade helfen.

Köstliche Verkostungen und Weihnachtsgeschenke

Schon traditionell veranstalten wir wenige Tage nach unserer Rückkehr von der Olivenernte unser Olivenöl-Erntedankfest auf Schloss Aufhausen bei Erding, wo es die vier verschiedenen Olivenöle ebenso zum Verkosten gibt wie weitere Köstlichkeiten aus unserer Region, dem Piceno. Termin dieses Jahr: Sonntag, 15. November, von 12 bis 18 Uhr (wg. des großen Zuspruchs um eine Stunde verlängert). Die Besucher zahlen fünf Euro Eintritt und bekommen außer Olivenöl noch: Linsensuppe mit den Berglinsen aus Castelluccio, „Rosso Bello“ vom Weingut Le Caniette, Maccheroncini di Campofilone mit Sugo di Pomodoro von Ireneo Tucci, der auch sein Limonolio mitbringt, dazu Naturkräuter von Maiga Werner, Aceto Balsamico Tradizionale della famiglia Pagani, Limoncello aus Zitronen unserer Casa Cedri, Feigen-Crostata (von mir gebacken), Olive Ascolane, Prosciutto crudo und Porchetta von der Macelleria Stipa Carolina in Massignano uvm. Christine Paxmann, die mein Buch „Oliven – Eine Liebeserklärung an den Süden“ gestaltet hat, stellt ihre kulinarischen Kunstwerke aus, und eine Freundin bringt wunderschöne Tücher und Taschen aus Italien mit. Also ein ideales Fest auch um Weihnachtsgeschenke zu finden! Wir freuen uns auf viele Besucher!

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Olivenblätter-Tee in Istrien und erstes grasgrünes Olivenöl in den Marken

Wir sind wieder in den Marken, aber diesmal haben wir bei der Hinfahrt einen Umweg über Istrien gemacht. Der Grund war Jolanta Pavlovic, von der wir im Slow Food Magazin gelesen hatten, dass sie Olivenblätter-Tee en gros produziert und dafür extra Maschinen entwickelt hat! Somit fuhren wir über Slowenien nach Kroatien und übernachteten zwei Nächte im Kempinski Adriatic Hotel, das nicht nur an den empfehlenswerten Golfplatz angrenzt, sondern auch an Jolantas Olivenhain mit über 2000 Bäumen! Jolanta stammt aus Polen und hat einen Kroaten geheiratet, der in Rosenheim mit Chemie zu Geld gekommen ist. Ihr Sohn Michael ist in Rosenheim geboren und ist natürlich mehrsprachig aufgewachsen. Seit acht Jahren hilft er seiner Mutter bei ihrer Bio-Landwirtschaft in Savudrija und erzählt bei unserem Besuch, wie er anfangs – ähnlich wie wir immer noch – die Blätter mit der Hand gezupft hat.

Eingang zu Jolanta Pavlovics Olivenhain
Eingang zu Jolanta Pavlovics Olivenhain

Die Maschinen, die uns Mutter und Sohn zeigen, funktionieren garantiert prächtig, aber für uns geht das alles gar nicht. Dazu ist unsere Produktion viel zu klein. Wir bleiben bei unserer „Hand-Wirtschaft“ und den kleinen Mengen, die es eben nach dem Baumschnitt im Frühjahr jeweils gibt. Ebenso kommt für uns ihre Erntemaschine nicht in Frage: Aufgrund der Ebene, in der „Oma Jola`s“ Bäume gepflanzt sind, kann sie hier eine Maschine durchschicken, die den Baum umfasst, einen Schirm aufspannt und per Vibration die vollreifen Oliven in den Schirm schüttelt. Das Ganze dauert pro Baum höchstens fünf Minuten. Auf Nachfrage muss Jolanta zugeben, dass diese Prozedur zwar sehr effektiv ist, den Baum aber durchaus verletzt.

Nein, beschließen wir. Das geht bei uns glücklicherweise aufgrund des steilen Geländes gar nicht. Und trotz aller Ernte-Mühsal sind wir nicht traurig darüber. Im Gegenteil: Wir freuen uns auf die Ernte.

Natürlich geht mein erster Gang gleich am ersten Morgen nach unserer Ankunft in den Olivenhain zur Begutachtung der Oliven. Aufatmen: Sie sehen gut aus! Einige sind von dem kurzen Hagelschauer im Sommer zwar geschädigt und abgefallen. Aber dieser Verlust hält sich in Grenzen. Ende September hat es endlich nach langer Dürre mehrere Tage lang geregnet. Aber sobald der Regen aufhört, droht – mal wieder – die Olivenfliege. Nachbar Tony empfiehlt noch einmal eine Bio-Behandlung. Dazu braucht es aber mal eine längere Periode ohne Regen. Selten haben wir so oft auf die Wettervorhersage geschaut….

Solitär-Olivenbaum vor unserer Casa
Solitär-Olivenbaum vor unserer Casa

Derweile ernten unsere Olivenbauern weiter im Hinterland schon die ersten Oliven: Tiziano lässt uns dieses grasgrüne Früh-Olivenöl kosten. Es ist ungeheuer kostbar, denn statt der allgemein erwarteten 12 bis 15 Prozent Ertrag, bringen diese frühreifen, noch grünen Oliven lediglich einen Ertrag von 6 bis 7 Prozent. Natürlich ist dieses Olivenöl waaaaahnsinnig gesund, voller Polyphenole, aber auch entsprechend bitter – und teuer! „Etwas für Exzentriker“, sagt denn auch Tiziano. Wer sich so etwas leistet und überhaupt bekommt, kann es wie einen guten Wein monatelang lagern. Dann wird es ja sowieso milder, behält aber alle gesunden, extrem konzentrierten Inhaltsstoffe. Wir probierten es auf grünem Salat, Mozzarella und Weißbrot, wo es ein tolles Aroma entfaltet.

Tiziano bei der Arbeit in seiner Olivenmühle
Tiziano bei der Arbeit in seiner Olivenmühle

Wir warten also noch ca. zwei Wochen mit der Ernte. Unsere Oliven verfärben sich gerade in die gewünschte Lila-Färbung und brauchen noch ein bisschen Herbstsonne. Bis dahin kümmern wir uns um unsere gut wachsenden Nachwuchs-Oliven, die wir mal wieder vom wuchernden Unkraut rund um die noch empfindliche Wurzel befreien müssen. Und wir produzieren von den letzten noch gesammelten und getrockneten Frühjahrsblättern Olio Tè-Tüten. Übrigens schmeckt uns unser eigener Olivenblätter-Tee am allerbesten. Jetzt haben wir schon die Blätter vom Gardasee und die istrischen probiert, aber da unsere Bäume ja oberhalb von Orangen- und Zitronenbäumen gedeihen, haben sie dieses zusätzliche unverwechselbare Aroma von Zitrusfrüchten angenommen. Die Bäume tragen übrigens auch schon heftig an grasgrünen Orangen, Mandarinen und Limonen. Aber da ist die Ernte definitiv erst im Januar….