Allgemein, Olivenöl

Olivenblätter-Tee in Istrien und erstes grasgrünes Olivenöl in den Marken

Wir sind wieder in den Marken, aber diesmal haben wir bei der Hinfahrt einen Umweg über Istrien gemacht. Der Grund war Jolanta Pavlovic, von der wir im Slow Food Magazin gelesen hatten, dass sie Olivenblätter-Tee en gros produziert und dafür extra Maschinen entwickelt hat! Somit fuhren wir über Slowenien nach Kroatien und übernachteten zwei Nächte im Kempinski Adriatic Hotel, das nicht nur an den empfehlenswerten Golfplatz angrenzt, sondern auch an Jolantas Olivenhain mit über 2000 Bäumen! Jolanta stammt aus Polen und hat einen Kroaten geheiratet, der in Rosenheim mit Chemie zu Geld gekommen ist. Ihr Sohn Michael ist in Rosenheim geboren und ist natürlich mehrsprachig aufgewachsen. Seit acht Jahren hilft er seiner Mutter bei ihrer Bio-Landwirtschaft in Savudrija und erzählt bei unserem Besuch, wie er anfangs – ähnlich wie wir immer noch – die Blätter mit der Hand gezupft hat.

Eingang zu Jolanta Pavlovics Olivenhain
Eingang zu Jolanta Pavlovics Olivenhain

Die Maschinen, die uns Mutter und Sohn zeigen, funktionieren garantiert prächtig, aber für uns geht das alles gar nicht. Dazu ist unsere Produktion viel zu klein. Wir bleiben bei unserer „Hand-Wirtschaft“ und den kleinen Mengen, die es eben nach dem Baumschnitt im Frühjahr jeweils gibt. Ebenso kommt für uns ihre Erntemaschine nicht in Frage: Aufgrund der Ebene, in der „Oma Jola`s“ Bäume gepflanzt sind, kann sie hier eine Maschine durchschicken, die den Baum umfasst, einen Schirm aufspannt und per Vibration die vollreifen Oliven in den Schirm schüttelt. Das Ganze dauert pro Baum höchstens fünf Minuten. Auf Nachfrage muss Jolanta zugeben, dass diese Prozedur zwar sehr effektiv ist, den Baum aber durchaus verletzt.

Nein, beschließen wir. Das geht bei uns glücklicherweise aufgrund des steilen Geländes gar nicht. Und trotz aller Ernte-Mühsal sind wir nicht traurig darüber. Im Gegenteil: Wir freuen uns auf die Ernte.

Natürlich geht mein erster Gang gleich am ersten Morgen nach unserer Ankunft in den Olivenhain zur Begutachtung der Oliven. Aufatmen: Sie sehen gut aus! Einige sind von dem kurzen Hagelschauer im Sommer zwar geschädigt und abgefallen. Aber dieser Verlust hält sich in Grenzen. Ende September hat es endlich nach langer Dürre mehrere Tage lang geregnet. Aber sobald der Regen aufhört, droht – mal wieder – die Olivenfliege. Nachbar Tony empfiehlt noch einmal eine Bio-Behandlung. Dazu braucht es aber mal eine längere Periode ohne Regen. Selten haben wir so oft auf die Wettervorhersage geschaut….

Solitär-Olivenbaum vor unserer Casa
Solitär-Olivenbaum vor unserer Casa

Derweile ernten unsere Olivenbauern weiter im Hinterland schon die ersten Oliven: Tiziano lässt uns dieses grasgrüne Früh-Olivenöl kosten. Es ist ungeheuer kostbar, denn statt der allgemein erwarteten 12 bis 15 Prozent Ertrag, bringen diese frühreifen, noch grünen Oliven lediglich einen Ertrag von 6 bis 7 Prozent. Natürlich ist dieses Olivenöl waaaaahnsinnig gesund, voller Polyphenole, aber auch entsprechend bitter – und teuer! „Etwas für Exzentriker“, sagt denn auch Tiziano. Wer sich so etwas leistet und überhaupt bekommt, kann es wie einen guten Wein monatelang lagern. Dann wird es ja sowieso milder, behält aber alle gesunden, extrem konzentrierten Inhaltsstoffe. Wir probierten es auf grünem Salat, Mozzarella und Weißbrot, wo es ein tolles Aroma entfaltet.

Tiziano bei der Arbeit in seiner Olivenmühle
Tiziano bei der Arbeit in seiner Olivenmühle

Wir warten also noch ca. zwei Wochen mit der Ernte. Unsere Oliven verfärben sich gerade in die gewünschte Lila-Färbung und brauchen noch ein bisschen Herbstsonne. Bis dahin kümmern wir uns um unsere gut wachsenden Nachwuchs-Oliven, die wir mal wieder vom wuchernden Unkraut rund um die noch empfindliche Wurzel befreien müssen. Und wir produzieren von den letzten noch gesammelten und getrockneten Frühjahrsblättern Olio Tè-Tüten. Übrigens schmeckt uns unser eigener Olivenblätter-Tee am allerbesten. Jetzt haben wir schon die Blätter vom Gardasee und die istrischen probiert, aber da unsere Bäume ja oberhalb von Orangen- und Zitronenbäumen gedeihen, haben sie dieses zusätzliche unverwechselbare Aroma von Zitrusfrüchten angenommen. Die Bäume tragen übrigens auch schon heftig an grasgrünen Orangen, Mandarinen und Limonen. Aber da ist die Ernte definitiv erst im Januar….