Allgemein, Olivenöl

Olivenöl-Vortrag: Wie erkenne ich gutes Olivenöl?

Unser Olivenöl-Vortrag beim erfolgreichen Gartenfest auf Schloss Amerang hat uns wieder klar gemacht: Es gibt noch viele Fragen zum Thema Olivenöl, die wir an dieser Stelle gern beantworten. Für die meisten Besucher im Rittersaal war es eine absolute Premiere, pures Olivenöl aus einem kleinen Glas zu riechen, zu schlürfen und zu schlucken. Das nennt man übrigens organoleptische Qualitätsprüfung, was übersetzt so viel heißt wie „die Sinne und Organe berührend“. Im Falle von Olivenöl stellt man nach der handwarmen Erwärmung erst riechend den Geruch fest und dann den Geschmack. Die Farbe sieht man zwar im durchsichtigen Glas auch, Profis bekommen aber blaue Gläser, um von der Farbe Nase und Gaumen nicht beeinflussen zu lassen. Das Auge isst bzw. schmeckt ja bekanntlich mit!

Heidi Rauch beim Olivenöl-Vortrag im Rittersaal von Schloss Amerang
Heidi Rauch beim Olivenöl-Vortrag im Rittersaal von Schloss Amerang

Die zweite Prüfmethode ist die chemische Analyse. Mein Apotheker in Erding hat mir neulich erzählt, dass er tatsächlich mit einem kleinen Chemie-Baukasten nach Italien fährt, den er vor Ort beim Olivenbauern einsetzt. Er will sicher gehen, dass ihm kein altes Olivenöl untergejubelt wird. Damit vertraut er offensichtlich seiner Nase und seinem Gaumen nicht. Aber tatsächlich kann man z. B. den Gehalt an freien Fettsäuren  feststellen. Der so genannte Säurewert gibt Auskunft über die Frische der für die Extraktion genutzten Oliven. Der Wert darf bei Olivenöl nativ extra oder extra vergine nicht höher als 0,8 sein – und ist bei exzellentem Olivenöl weit darunter. Unser Olio Piceno hat meist Werte unter 0,2!

Der zweite wichtige Wert ist der Peroxidwert als Indikator für das Alter des Olivenöls. Die Zahl der Peroxide gibt in aller Regel an, wie weit die Oxidation (Säurebildung) der Substanzen des Olivenöls fortgeschritten ist. (Peroxide sind chemische Verbindungen, die in der Reaktion des Sauerstoffs mit dem Olivenöl entstehen.) Das erlaubt Rückschlüsse darauf, wie alt das Olivenöl ist oder ob es im Laufe seines Lebens bisher gut oder schlecht gelagert war. Maximal darf der Wert 20,00 , sollte aber in der Regel 4 oder 5 betragen. Also: Je niedriger der Säure- und Peroxidwert ausfallen, desto frischer ist das Öl und desto mehr behält es seine gesundheitsfördernden Eigenschaften.

Michael Konitzer beim Olivenöl-Vortrag im Rittersaal von Schloss Amerang
Michael Konitzer beim Olivenöl-Vortrag im Rittersaal von Schloss Amerang

Da der Oxidationswert mit der Zeit steigt, und damit die positiven Wirkungen nachlassen, empfehlen wir, das Olivenöl innerhalb eines Jahres nach der Ernte zu verbrauchen. Danach ist handwerklich einwandfrei produziertes Olivenöl nicht etwa schlecht, vielmehr sehr mild und immer noch prima zum Braten und Backen geeignet.

Wer mehr wissen will, dem empfehle ich mein Buch „Oliven – Eine Liebeserklärung an den Süden“ oder unsere Olivenöl-Schnupperreise zu Beginn der Olivenernte 2015. Infos dazu natürlich auf dieser Seite. Übrigens hat das Buch inzwischen schon fünf 5-Sterne-Rezensionen auf amazon. Vielen Dank dafür den lieben Lesern!

Zum Schluss noch ein Zitat, wenn Sie Ihren nächsten Salat anmachen: „Um einen guten Salat anzurichten, braucht man vier Charaktere: einen Verschwender für das Öl, einen Geizhals für den Essig, einen Weisen für das Salz, einen Narren für den Pfeffer.“ (Francois Coppée, französischer Dichter, 1842-1908).

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Erste Olivenöl-Schnupperreise, Gartenfest 25. April – und drei amazon-Rezensionen!

Liebe Olivenöl-Freunde, was wollen Sie zuerst? Die gute oder die schlechte Nachricht? Die schlechte ist: Wir sind ausverkauft! Es gibt kein Olio Piceno mehr der Ernte 2014! Aufmerksame Leser dieses Blogs wissen um die schlechte Oliven-Ernte in Italien 2014 – und wir hoffen alle auf eine wunderbar reiche Ernte 2015! Wir haben nur noch wenige Halb-Liter-Flaschen, die wir am Samstag, 25. April, auf das Gartenfest auf Schloss Amerang mitnehmen. Hier werden mein Mann Michael Konitzer und ich um 15 Uhr im schönen Lambergsaal des Schlosses einen Olivenöl-Vortrag halten – mit Degustation von drei verschiedenen Olivenölen und der letztmaligen Kaufmöglichkeit von Olio Piceno 2014! Außerdem haben unsere Freunde Bianca und Uli dort einen Stand, wo sie u. a. den besten Aceto Balscamico aller Zeiten zum Verköstigen und allerhand selbstgemachte Köstlichkeiten anbieten. Unbedingt vorbeischauen!

Barockreiterinnen und Hüte-Trägerinnen sorgen für eine ganz besondere Atmosphäre beim Gartenfest auf Schloss Amerang vom 24. bis 26. April 2015.
Barockreiterinnen und Hüte-Trägerinnen sorgen für eine ganz besondere Atmosphäre beim Gartenfest auf Schloss Amerang vom 24. bis 26. April 2015.

Und nun die versprochene gute Nachricht: Wir haben uns entschlossen, die erste Olivenöl-Schnupperreise in die Marken zu veranstalten, und zwar rechtzeitig zum Beginn der Olivenernte 2015, am Wochenende 9. bis 11. Oktober 2015. Nähere Informationen finden Sie hier unter unserem Reise-Menüpunkt. Endlich haben Sie die Gelegenheit, bei der Olivenernte dabei zu sein, Tiziano kennen zu lernen, uns in unserem Haus zu erleben, wo wir auch die Degustations-Workshops veranstalten werden – und die touristisch so wunderbar unberührten südlichen Marken zu besuchen, mit all ihren nicht zuletzt auch kulinarischen Genüssen aus Meer und Bergen. Wem ein Wochenende zu kurz ist, dem helfen wir gern bei der Verlängerung. Es lohnt sich!

Wer sich ein bisschen sonnigen Süden aus dem Land, wo die Zitronen blühen, nach Hause holen möchte, dem empfehlen wir unseren frisch produzierten 30-prozentigen Zitronenlikör Limoncello von unserer überreichlichen Zitronenernte 2015. Abgefüllt haben wir 1/4 Liter-Flaschen zu 6 Euro und 1 Liter zu 20 Euro. Bestellungen per Mail einfach an info@oliopiceno.de.

Sonnengelb und superlecker: Limoncello vor unserem "Süden"-Wandgedicht von Friedrich Nietzsche
Sonnengelb und superlecker: Limoncello vor unserem „Süden“-Wandgedicht von Friedrich Nietzsche

An dieser Stelle auch herzlichen Dank für das Lob der ersten Leser meines Buchs „Oliven – Eine Liebeserklärung an den Süden“. Auf amazon kann man bereits drei wunderbare Rezensionen nachlesen. Empfehlen möchte ich auch die drei anderen Geschenk-Bücher, die in der Reihe „Die guten Seiten des Landlebens“ im Münchner Dort-Hagenhausen-Verlag erschienen sind: „Vom Brot“, „Die Liebe zu den Kräutern“ und „Der Zauber von Klostergärten“. Die Kräuter-Autorin Maiga Werner möchte übrigens wie ich in der nächsten Zeit einen Roman schreiben. Gern empfehle ich ihre schöne Naturkräutergarten-Website. Denn Olivenöl und Kräuter sind eine wundervolle Paarung!

Frühlingshafte Blütenpracht auf dem Weg zu unserem Haus.
Frühlingshafte Blütenpracht auf dem Weg zu unserem Haus.

In diesem Sinne wünsche ich mit diesen schön blühenden italienischen Mandel- und Obstbäumen – nein, Olivenbäume blühen erst später – allen Lesern einen sonnig-schönen Frühling!

Herzlich Heidi Rauch

Allgemein, Olivenöl

Olivenbaum-Schnitt zu Ostern, Nachschub für Olivenblätter-Tee – und erste amazon-Olivenbuch-Rezension

Über Ostern sind wir wieder in unserem Domizil in den Marken und genießen die frühlingshaften Temperaturen mit rosa-weiß aufsprießender Obstbaumblüte, besonders in unserem Val d`Aso, dem Aprikosen-Pfirsich-Tal. Die leckere Pfirsich-Marmelade daraus beschert uns zur Zeit auf maritozzi (von unseren Nachbarn selbst gebackene weiche, römische Rosinenbrötchen) vollfruchtige Gaumenerlebnisse zum Frühstück. Dazu spremuta d`arancia e limone (= Saft von unseren Orangen und Zitronen) und später frisch gemahlener caffè aus Bohnen von Chicco d`oro (Goldbohne) aus San Benedetto del Tronto – herrlich!

Unser Olivenhain - mit frisch beschnittenen Bäumen
Unser Olivenhain – mit frisch beschnittenen Bäumen

Unsere Olivenbäume sind gerade aus dem Winterschlaf erwacht und brauchen ihre „Frühlingsfrisur“. Baumschnitt-Meister Tiziano, dem ich in meinem Buch „Oliven-Eine Liebeserklärung an den Süden“ ein ganzes Kapitel gewidmet habe, kam zusammen mit seinem Kollegen-Schüler Raffaele. Die beiden haben unseren Bäumen ein neues Aussehen verpasst: Unzählige Äste wurden abgeschnitten, um aria e luce, Luft und Licht an die „richtigen“ Äste zu lassen. „Richtig“ bedeutet in diesem Fall, dass in diesen gen Himmel strebenden „Antennen“ die Lymphe, la linfa, möglichst kräftig fließen soll, um schöne Früchte hervorzubringen.

Tiziano, links, begutachtet mit Michael unsere Nachwuchs-Olivenbäume.
Tiziano, links, begutachtet mit Michael unsere Nachwuchs-Olivenbäume.

Auch unseren Nachwuchs-Hain hat Tiziano begutachtet. Die Mini-Bäumchen haben ihn zu philosophischen Exkursen verleitet: Äste, die ich als „toll gewachsen“ bezeichnete, wurden radikal abgeschnitten, weil zu „präpotent“; ein anderes Bäumchen, das seine Äste nach links und rechts ausgestreckt hatte, bekam den Spitznamen cappuccino senza schiuma, übersetzt: Cappuccino ohne Schaum. Hintergrund: Wir sprachen u. a. über die neuen Kaffee-Spleens, die auch die Italiener ergreifen. Nicht ganz so schlimm wie in den USA (small, medium large, extra-large, mit Soja- oder Reismilch, mit laktosefreier Milch oder mit Vanillegeschmack), aber doch. Tizianos jüngstes Erlebnis diesbezüglich, war jemand, der in einer Bar eben diesen schaumlosen Cappuccino bestellte. Was für ein Unsinn: Soll er doch caffè latte bestellen, eben Kaffee mit Milch. Übersetzt auf das Bäumchen: Wieso wächst der so unsinnig in die Gegend, soll er sich doch einfach nach oben orientieren. Tiziano hat mit einem Profi-Radikalschnitt nun dafür gesorgt….

Anstrengende Äste-Tragearbeit
Anstrengende Äste-Tragearbeit

Nach diesen darwinistischen Anwandlungen oblag es meinem Mann Michael und mir, die abgeschnittenen Äste von unseren 35 großen Bäumen einzusammeln und in unserer capanna, der offenen Hütte, die sonst als Carport dient, zu stapeln. Denn anders als üblich verbrennen wir als Olio Tè-Produzenten die Äste nicht, sondern lassen sie trocknen für unseren Olivenblätter-Tee. Michael taufte die capanna ächzend in tearoom um! Tatsächlich macht sich niemand eine Vorstellung, was für ein ungewohntes Fitnesstraining es ist, stapelweise Olivenbaum-Äste den Hang hoch- bzw. runterzuschleppen. Da unsere Haus-Mitbesitzer-Familie in diesen Osterferien aufgrund nach Abwechslung verlangender Kinder auf Mallorca Urlaub macht, mussten wir diese Plackerei zu zweit bewältigen.

Unsere Carport-Hütte wird zum "tearoom" umfunktioniert.
Unsere Carport-Hütte wird zum „tearoom“ umfunktioniert.

Flugs wurde die untere leerstehende Wohnung ebenfalls in ein Olivenblätterlager verwandelt und zahlreiche Äste schmücken Michaels Arbeitsstudio. In seinem Schlafzimmer wollte er sie nicht haben! Verstehe ich gar nicht, schließlich lagern schon unsere Zitronen für die spremuta und den 30-prozenitgen Limoncello da. Was für ein Aroma-Schlaf! Jeden Abend sitze ich nun auf der Couch und zupfe Blätter, um sie anschließend bei 50 Grad auf dem Backblech im Ofen zu trocknen. Denn wir haben schon etliche Olio Tè-Vorbestellungen, so dass wir nicht bis zu unserem nächsten Besuch im Juni warten können, bis die Blätter auf natürliche Weise getrocknet sind. Über Pfingsten im Mai werden wir nämlich nicht in Italien, sondern in China sein. Auch wir brauchen ab und zu Abwechslung… Glücklicherweise wird im Juni meine Mama aus Berlin wieder hier sein. Sie freut sich schon auf das Blätterzupfen, hat sie mir per Skype versichert und dabei ein ergebenes Gesicht gemacht.

Die getrockneten Olivenblätter müssen nun nur noch gehäckselt und abgepackt werden.
Die getrockneten Olivenblätter müssen nun nur noch gehäckselt und abgepackt werden.

Zum Abschluss noch etwas aus der Oliven-Sachkunde: die Peroxidzahl. Sie kommt nicht in meinem Oliven-Buch vor, das zwar aus informativen, aber vorwiegend unterhaltsamen Geschichten rund um den Olivenbaum und gutes Olivenöl besteht. Danke an dieser Stelle dem lieben Leser für die erste amazon-Rezension! Mein Apotheker in Erding fragte mich nach dieser Kennzahl. Er ist nämlich erklärter Olivenöl-Liebhaber und will bei seinen Italien-Urlauben sicher sein, nicht betrogen zu werden. Also hat er ein kleines Chemie-Baukästchen dabei, lässt sich eine Olivenöl-Probe geben und testet den Peroxidwert. Der ist ein Indikator für das Alter des Öls. Gutes, frisches Öl hat einen Wert von 5,6, allerhöchstens 10. Ich schaute etwas skeptisch, als er mir das erzählte, denn nicht jeder wird Lust haben, mit einem Taschen-Labor zu den Olivenbauern zu gehen. Als ich unserem Nachbarn Toni davon berichtete, der uns wieder schwarze Kichererbsen und sein scharfes Peperoncino-Olivenöl vorbei brachte (s. Buch-Kapitel „Antonios Vorliebe fürs Scharfe“), sagte er schlicht: Ma hai un naso! Aber Du hast doch eine Nase! Schön, dass die meisten Italiener so pragmatisch sind!