Junger Olivenbaum Casa Cedri
Allgemein, Genuss, Olivenöl

Olivenöl-Erntedankfest Sonntag, 10. 11., Schloss Aufhausen bei Erding

Wir sind gerade in den Marken und sammeln die kulinarischen Produkte für unser 7. Olivenöl-Erntedankfest am Sonntag, 10. November, von 12 bis 17 Uhr im schönen Rittersaal von Schloss Aufhausen bei Erding, Schlossallee 28. Schon im Gepäck haben wir scharfes Peperoncino-Olivenöl von Tiziano, Apfelmus und Birnen-Marmelade aus Erdinger Früchten sowie Olivello, unseren selbstgemachten Likör aus Olivenblättern.

Nicht so gut sieht es mit der Olivenernte 2019 aus: Es gibt dramatische Ernte-Einbußen von 50 bis 75 Prozent in den Marken! Einer der Gründe: ein Temperatursturz von 15 Grad, der Mitte Mai – bei uns die Eisheiligen – die Blüten der weit verbreiteten Oliven-Sorte Leccino erwischt hat. Unsere eigenen Bäume werden wir jetzt mit EM, effizienten Mikroorganismen, unterstützen, die wir ins Gelände einbringen werden. Tatsächlich müssen wir die Pflanzen kräftigen, damit sie gegen sämtliche Klimaveränderungen und damit einhergehende Schädlingszunahme besser gewappnet sind.

Michael und Heidi bei der spärlichen, aber sonnigen Olivenernte 2019
Michael und Heidi bei der spärlichen, aber sonnigen Olivenernte 2019

Die positive Nachricht: Die Qualität des Olivenöls extra vergine ist hervorragend! Denn die wenigen Oliven, die sich entwickelt haben, bekamen viel Sonne ab. Unsere Olivenbauern Giacomo und Bruno hatten einen sehr guten Ertrag von 15 Prozent (von 100 kg Oliven 15 Liter Olivenöl). Das intensive, frische Olivenöl erfüllt alle Qualitätskriterien: Fruchtigkeit, Bitterkeit und Schärfe.

Sehr gut war die diesjährige Weinlese in unserem Lieblingsweingut Le Caniette. Besitzer Giovanni Vagnoni kommt erstmals persönlich nach Aufhausen, um seine Roten, Rosso Bello und Morellone, sowie den Rosé Sinopia und den Rosé Frizzante Sinopia an unserer Bar verkosten zu lassen. Und es gibt weitere Premieren: Erstmals richten wir neben dem Rittersaal ein Schloss-Café ein, in dem Martermühle-Barista Marco den Caffè „Autostrada“ servieren wird, der schmeckt wie der erste Espresso nach dem Brenner. Dazu gibt es erstmals Kuchen aus eigenen Bio-Mehlen von der Wolfmühle bei Markt Schwaben und Madeleines von der Französin Marie Bockstaller.

Außerdem zum Verkosten: Aceto Balsamico verschiedener Reifejahre sowie Köstlichkeiten vom Gardasee, scharfes Peperoncino-Öl von Tiziano und zitroniges Limonolio von Ireneo. Neu als Ausstellerin ist Fernanda Di Blasio aus den Abruzzen mit ihrem handveredelten Meersalz, verschiedenen Senfsorten und Kräuterpasta aus eigener Produktion. Wir selbst steuern wieder frittierte Olive Ascolane, Porchetta, Berglinsen aus Castelluccio, schwarze Kichererbsen und Schinken bei, die vor Ort zur Stärkung dienen. Die gefüllten Olive Ascolane, eine Spezialität für Kenner, können bei uns vorbestellt werden.

Im Wintergarten gibt es auch Modisches und Weihnachtsgeschenkideen: Taschen und Tücher von Claudia Bachmair-Vogl, mediterrane „Cote du Sud“-Accessoires und Schmuck von Anja Zillich. Und ich selbst zeige natürlich auch wieder die farbenfrohen Golf- und Freizeitschuhe von Enrico Belleggia. Der Eintritt kostet 5 Euro, Anmeldung ist nicht nötig. Gern kann man öffentlich mit der S2 anreisen: Der Bahnhof Aufhausen, zwei Stationen vor der Endhaltestelle Erding, ist fußläufig sieben Minuten (bergauf) bzw. fünf Minuten (bergab) entfernt. Einblick in unsere Produkte gibt es auch auf unserem Online-Shop: www.kora-italien.com.

Allgemein, Olivenöl

Olivenbaum-Schnitt zu Ostern, Nachschub für Olivenblätter-Tee – und erste amazon-Olivenbuch-Rezension

Über Ostern sind wir wieder in unserem Domizil in den Marken und genießen die frühlingshaften Temperaturen mit rosa-weiß aufsprießender Obstbaumblüte, besonders in unserem Val d`Aso, dem Aprikosen-Pfirsich-Tal. Die leckere Pfirsich-Marmelade daraus beschert uns zur Zeit auf maritozzi (von unseren Nachbarn selbst gebackene weiche, römische Rosinenbrötchen) vollfruchtige Gaumenerlebnisse zum Frühstück. Dazu spremuta d`arancia e limone (= Saft von unseren Orangen und Zitronen) und später frisch gemahlener caffè aus Bohnen von Chicco d`oro (Goldbohne) aus San Benedetto del Tronto – herrlich!

Unser Olivenhain - mit frisch beschnittenen Bäumen
Unser Olivenhain – mit frisch beschnittenen Bäumen

Unsere Olivenbäume sind gerade aus dem Winterschlaf erwacht und brauchen ihre „Frühlingsfrisur“. Baumschnitt-Meister Tiziano, dem ich in meinem Buch „Oliven-Eine Liebeserklärung an den Süden“ ein ganzes Kapitel gewidmet habe, kam zusammen mit seinem Kollegen-Schüler Raffaele. Die beiden haben unseren Bäumen ein neues Aussehen verpasst: Unzählige Äste wurden abgeschnitten, um aria e luce, Luft und Licht an die „richtigen“ Äste zu lassen. „Richtig“ bedeutet in diesem Fall, dass in diesen gen Himmel strebenden „Antennen“ die Lymphe, la linfa, möglichst kräftig fließen soll, um schöne Früchte hervorzubringen.

Tiziano, links, begutachtet mit Michael unsere Nachwuchs-Olivenbäume.
Tiziano, links, begutachtet mit Michael unsere Nachwuchs-Olivenbäume.

Auch unseren Nachwuchs-Hain hat Tiziano begutachtet. Die Mini-Bäumchen haben ihn zu philosophischen Exkursen verleitet: Äste, die ich als „toll gewachsen“ bezeichnete, wurden radikal abgeschnitten, weil zu „präpotent“; ein anderes Bäumchen, das seine Äste nach links und rechts ausgestreckt hatte, bekam den Spitznamen cappuccino senza schiuma, übersetzt: Cappuccino ohne Schaum. Hintergrund: Wir sprachen u. a. über die neuen Kaffee-Spleens, die auch die Italiener ergreifen. Nicht ganz so schlimm wie in den USA (small, medium large, extra-large, mit Soja- oder Reismilch, mit laktosefreier Milch oder mit Vanillegeschmack), aber doch. Tizianos jüngstes Erlebnis diesbezüglich, war jemand, der in einer Bar eben diesen schaumlosen Cappuccino bestellte. Was für ein Unsinn: Soll er doch caffè latte bestellen, eben Kaffee mit Milch. Übersetzt auf das Bäumchen: Wieso wächst der so unsinnig in die Gegend, soll er sich doch einfach nach oben orientieren. Tiziano hat mit einem Profi-Radikalschnitt nun dafür gesorgt….

Anstrengende Äste-Tragearbeit
Anstrengende Äste-Tragearbeit

Nach diesen darwinistischen Anwandlungen oblag es meinem Mann Michael und mir, die abgeschnittenen Äste von unseren 35 großen Bäumen einzusammeln und in unserer capanna, der offenen Hütte, die sonst als Carport dient, zu stapeln. Denn anders als üblich verbrennen wir als Olio Tè-Produzenten die Äste nicht, sondern lassen sie trocknen für unseren Olivenblätter-Tee. Michael taufte die capanna ächzend in tearoom um! Tatsächlich macht sich niemand eine Vorstellung, was für ein ungewohntes Fitnesstraining es ist, stapelweise Olivenbaum-Äste den Hang hoch- bzw. runterzuschleppen. Da unsere Haus-Mitbesitzer-Familie in diesen Osterferien aufgrund nach Abwechslung verlangender Kinder auf Mallorca Urlaub macht, mussten wir diese Plackerei zu zweit bewältigen.

Unsere Carport-Hütte wird zum "tearoom" umfunktioniert.
Unsere Carport-Hütte wird zum „tearoom“ umfunktioniert.

Flugs wurde die untere leerstehende Wohnung ebenfalls in ein Olivenblätterlager verwandelt und zahlreiche Äste schmücken Michaels Arbeitsstudio. In seinem Schlafzimmer wollte er sie nicht haben! Verstehe ich gar nicht, schließlich lagern schon unsere Zitronen für die spremuta und den 30-prozenitgen Limoncello da. Was für ein Aroma-Schlaf! Jeden Abend sitze ich nun auf der Couch und zupfe Blätter, um sie anschließend bei 50 Grad auf dem Backblech im Ofen zu trocknen. Denn wir haben schon etliche Olio Tè-Vorbestellungen, so dass wir nicht bis zu unserem nächsten Besuch im Juni warten können, bis die Blätter auf natürliche Weise getrocknet sind. Über Pfingsten im Mai werden wir nämlich nicht in Italien, sondern in China sein. Auch wir brauchen ab und zu Abwechslung… Glücklicherweise wird im Juni meine Mama aus Berlin wieder hier sein. Sie freut sich schon auf das Blätterzupfen, hat sie mir per Skype versichert und dabei ein ergebenes Gesicht gemacht.

Die getrockneten Olivenblätter müssen nun nur noch gehäckselt und abgepackt werden.
Die getrockneten Olivenblätter müssen nun nur noch gehäckselt und abgepackt werden.

Zum Abschluss noch etwas aus der Oliven-Sachkunde: die Peroxidzahl. Sie kommt nicht in meinem Oliven-Buch vor, das zwar aus informativen, aber vorwiegend unterhaltsamen Geschichten rund um den Olivenbaum und gutes Olivenöl besteht. Danke an dieser Stelle dem lieben Leser für die erste amazon-Rezension! Mein Apotheker in Erding fragte mich nach dieser Kennzahl. Er ist nämlich erklärter Olivenöl-Liebhaber und will bei seinen Italien-Urlauben sicher sein, nicht betrogen zu werden. Also hat er ein kleines Chemie-Baukästchen dabei, lässt sich eine Olivenöl-Probe geben und testet den Peroxidwert. Der ist ein Indikator für das Alter des Öls. Gutes, frisches Öl hat einen Wert von 5,6, allerhöchstens 10. Ich schaute etwas skeptisch, als er mir das erzählte, denn nicht jeder wird Lust haben, mit einem Taschen-Labor zu den Olivenbauern zu gehen. Als ich unserem Nachbarn Toni davon berichtete, der uns wieder schwarze Kichererbsen und sein scharfes Peperoncino-Olivenöl vorbei brachte (s. Buch-Kapitel „Antonios Vorliebe fürs Scharfe“), sagte er schlicht: Ma hai un naso! Aber Du hast doch eine Nase! Schön, dass die meisten Italiener so pragmatisch sind!