Wie schön! Es gibt sie noch: intakte Oliven, die prall am Baum hängen, mit kräftigen Kämmbewegungen von uns ins Netz fallen und am Abend zu bestem Olivenöl verarbeitet werden. Tiziano Aleandri hat es geschafft, der Olivenfliege zu trotzen. Nun wird er bestürmt, wie er das gemacht hat. Denn rundherum: Entsetzen, Enttäuschung, Fatalismus.
So titelte der „Corriere Adriatico“ am 17. Oktober 2016: „Meteo e mosche, oliva tenera ko„. Übersetzt: Wetter und Fliegen haben die Olive k. o. geschlagen. Wobei sich das Wort „tenera“ für weich auf die fleischige Sorte unserer Region, olive ascolane tenera, bezieht, die besonders gern von der Olivenfliege heimgesucht wird: 70 Prozent Ernteausfall sind hier zu beklagen! Übrigens hat ein anderer Schädling auch etliche Weinreben befallen, so dass Tizianos Nachbar vom Weingut Paolini & Stanford ebenfalls große Ernteeinbußen verzeichnet.
Tiziano, unser Meister des Olivenbaumschnitts, hat eine „formula magica„, eine magische Formel gefunden, um die vermaledeite Olivenfliege biologisch unschädlich zu machen: Er spritzt bei jedem erhöhten Befall, den ihm die gelbe Monitor-Falle meldet, eine Lösung aus den drei Komponenten Kupfer, Eiweiß-Köder und „Laser“, ein Bio-Insektizid auf der Basis von Spinosad. In diesem zu feuchten und zu wenig heißen Sommer hat er das gut ein halbes Dutzend Mal getan. Wir werden seinem Beispiel ab Juli 2017 folgen!
Wir hatten wieder viel Spaß bei der Ernte, denn Tiziano hat uns eine Sorte zugewiesen, die leicht zu ernten ist: Pendolino heißt sie. Tatsächlich pendeln ihre Äste fast bis zum Boden, so dass die Oliven leicht mit den Handkämmen erreichbar sind. Nur für die Baumkrone braucht es die elektrischen Rüttelkämme (zu sehen auch auf unserem Ernte-Film auf dieser Seite). Das gemeinsame Mittagessen an einer großen italienisch-deutschen Tafel in der Pizzeria von Tizianos Schwester Paola hatten wir uns trotzdem redlich verdient. Denn natürlich ist für städtische Schreibtisch-Menschen die Olivenernte ein etwas ungewohnter muskulärer Einsatz. Da helfen 18-Loch-Golfrunden als vorbereitendes Training nur bedingt….
Nach der Ernte durften wir ganz frisch eine Mischung, ein so genanntes „Blend„, aus den Sorten Leccino, Frantoio und Pendolino kosten, ebenso ein reinsortiges Coroncina-Öl. Das Ergebnis: Fruchtigkeit, Bitterkeit und Schärfe, alles vorhanden in der Nase, auf der Zunge und im Rachen. So soll es sein! Besonders bestechend finden wir beim Bio-Olivenöl aus unserer Region immer wieder die ausgeprägte Fruchtigkeit mit Noten von Artischocke, Mandeln, Tomaten, Gras, Kräutern – und natürlich Olive! Also, liebe Olio Piceno-Fans: Sie können sich freuen auf dieses exzellente Olio Piceno, das wir am 13. November auf unserem Olivenöl-Erntedankfest auf Schloss Aufhausen erstmals zur Verkostung und zum Kauf anbieten.
Wir haben schon etliche Vorbestellungen gesammelt und freuen uns sehr, alle Nachfragen befriedigen zu können. Denn auch Bruno & Stefano Aciarri und Bruno Amurri konnten die Olivenfliege biologisch in Schach halten – übrigens besser als diejenigen, die es mit der chemischen Keule versucht haben!