Die Premiere meines Buchs „Oliven – Eine Liebeserklärung an den Süden“ war ein voller Erfolg: In drangvoller Stehempfangsenge in der schönen Münchner Location „Von & Zu“ waren 90 Gäste dabei, als es aus der Taufe gehoben wurde. Sie alle erlebten nicht nur eine „normale“ Lesung, sondern kamen zusätzlich in den Genuss von drei Olivenöl-Blindproben. Wie schön, wenn es am Ende nach der Enthüllung immer wieder so gut wie einstimmig heißt: And the winner is Olio Piceno!
Eine große Ankündigung der Buchpremiere im Programm-Stadtmagazin „IN München“ bescherte uns viele neue Olivenöl-Begeisterte, die teilweise selbst Olivenöl herstellen und uns Proben mitbrachten. Herzlichen Dank für das sehr leckere Olivenöl aus Messenien! Ja, Griechenland hatte 2014 eine gute Ernte. Ganz im Gegensatz zu Italien. Da klagten etwa Leidensgenossen aus der Toskana über die komplette Vernichtung ihrer Ernte durch die Olivenfruchtfliege, von der wir ja auch ein Leidenslied singen können…. Ein Lichtblick war offensichtlich die Olivenernte auf Sardinien. Manchmal ist eine Insellage doch von Vorteil!
Weg wie nichts ging übrigens unser Olivenblätter-Tee Olio Tè, den wir als Kostprobe dabei hatten. Wir hätten gern mehr im Angebot gehabt, aber unser postalischer Olivenblätter-Nachschub von Tiziano war leider nur zum Teil zu gebrauchen. Unser Baumschnitt-Meister hat nämlich eine besondere Trocknung ausprobiert: Da seine Schwester bei Offida eine Pizzeria besitzt, hat er einige der Blätter probeweise im Pizzaofen trocknen lassen. Gute Idee eigentlich – dachten wir. Aber als wir erwartungsvoll die Tüte mit den Blättern aufrissen, schlug uns ein deutlicher Pizzaofen-Geruch entgegen. Tja, nicht nur Olivenöl nimmt sämtliche Gerüche an, sondern auch die Blätter! Schade. Aber so wanderte die wertvolle Fracht in die Biotonne. Nur die Blätter, die er auf natürliche Weise getrocknet hatte, konnten wir häckseln und eintüten. Magere Ausbeute!
Aber es winkt Nachschub: Über Ostern fahren wir wieder in die Marken – und da ist Baumschnitt angesagt. Die Rückfahrt wird eine buchstäblich leichte werden, denn statt mit vollen Olivenöl-Kanistern werden wir das Auto mit Olivenzweigen füllen!
Wer es zur Buchpremiere nicht geschafft hat, dem bietet sich bald wieder eine Gelegenheit zu einer Olivenöl-Geschmacksschulung mit uns: Beim Gartenfest auf Schloss Amerang werden wir am Samstag, 25. April, um 15 Uhr, wieder einen Vortrag mit Degustation anbieten. Und bis dahin kann man natürlich mein Oliven-Buch im Buchhandel bestellen und ist dann bestens informiert!
Italienische Köstlichkeiten und die atmosphärischen Fresko-Bilder der Eichenrieder Malerin Karin Hoyler lockten 150 Besucher zum 2. Olivenöl-Erntedankfest ins Schloss Aufhausen! Im schönen Rittersaal wurde es zeitweise richtig eng an den Probiertischen: Wir hatten nur eine Woche zuvor unser superfrisches Olivenöl „Olio Piceno“ von drei verschiedenen Olivenbauern mitgebracht – und waren glücklich, dass wir nicht mit leeren Händen bzw. Olivenöl-Kanistern dastanden.
Denn die Olivenernte in Italien ist „dank“ Klimaerwärmung die schlechteste seit Jahrzehnten! Es ist nur der Sorgfalt der Bio-Bauern Bruno Amurri in Petritoli und Tiziano Aleandri in Offida, beide in den mittelitalienischen Marken, zu verdanken, dass die gefürchtete Olivenfruchtfliege in ihren Olivenhainen nicht so zuschlagen konnte wie andernorts. Wir sind wirklich sehr stolz, dass die beiden Olivenbauern uns bevorzugt beliefern, weil wir seit Jahren mit ihnen gut befreundet sind. Teilweise ist die Lage so dramatisch, dass viele Olivenbauern gar nicht geerntet haben und auch viele Ölmühlen geschlossen blieben.
Die Süddeutsche Zeitung berichtet auf ihrer Panorama-Seite vom 12. November, dass am Gardasee, in Ligurien, in der Toskana, in Umbrien und im Latium die Ernteeinbrüche bis zu 80 Prozent betragen! Das meldet übrigens auch Apulien, wie wir von Freunden erfahren haben. Eine dramatische Situation, die zu Engpässen und dadurch natürlich zu Preiserhöhungen führt! Der dritte Olivenbauer, der Olio Piceno liefert, Bruno Acciarri in Ripatransone, konnte z. B. nicht mehr als die 50 bislang gelieferten Liter entbehren. Er wird aber im November das beliebte scharfe Peperoncino-Öl herstellen, das im Januar über uns zu beziehen sein wird. Unser Nachbar, Bio-Bauer Toni Germani, der ebenfalls empfindliche Einbußen bei der Ernte erlitten hat, konnte uns ebenfalls noch mit unterschiedlich scharfen Peperoncino-Ölen beliefern und mit seinen seltenen schwarzen Kichererbsen.
All diese Genüsse gab es beim Olivenöl-Erntedankfest zu verkosten, dazu wurde Spanferkel-„Porchetta“ ebenso gereicht wie köstlicher, hauchfein geschnittener Schinken aus den Marken, Pecorino-Käse, gefüllte und frittierte Olive Ascolane und Linsengemüse aus den feinen Berglinsen aus Castelluccio. Für die Süßschnäbel hatte ich Feigen-Crostata aus unserer selbst hergestellten Feigenmarmelade gebacken und die Familie Paci die hellen Ricciarelli-Kekse aus eigenen Mandeln. Sehr nachgefragt war auch unser Lieblingswein: der Rotwein Rosso Piceno vom Weingut Le Caniette, Ripatransone, mit dem treffenden Namen „Rosso Bello“. Wer nichts Alkoholisches wollte, für den gab es den schmackhaften und gesunden Olivenblätter-Tee, eigenhändig gehäckselt und verpackt von meiner Mama Ursula Rauch, die extra aus Berlin angereist kam, um uns zu helfen.
Nur noch Aceto Balsamico Tradizionale!
Erstmals dabei waren Bianca Kempkes und Uli Simeth aus Grünwald, die Aceto Balsamico Tradizionale der Familie Pagani aus Modena zum Verkosten anboten, und zwar 7-jährigen, 10-jährigen und 15-jährigen. Die Unterschiede: je älter desto süßer und daher vor allem für Desserts geeignet. Der Qualitätsunterschied: „tradizionale“ heißt nur aus reinem Traubenmost und nicht unter Zuhilfenahme von Weinessig. Unbedingt demnächst aufs Etikett achten! Im Supermarkt gibt es, egal ob bio, DOP oder nicht, meist nur das Industrie-Produkt mit Weinessig-Zusatz. Der Geschmacksunterschied: exorbitant! Wer einmal den traditionellen gekostet hat, wird nie wieder einen anderen Balsamico-Essig zu Salaten oder zum Würzen nehmen!
Uli Simeth hatte auch Walnusslikör Nocino aus eigener Herstellung dabei, während mein lieber Mann Michael seinen Zitronenlikör Limoncello anbot. Beides superlecker und garantiert biologisch! Ebenso übrigens wie die Pasta aus dem Ur-Hartweizen Khorosan, die Bruno Amurri herstellt.
Im Kapellensaal hielt Michael seinen informativen Vortrag über die Olivenölherstellung und ich las zwei Kapitel aus meinem Buch „Die Liebe zu den Oliven“, das im März 2015 im Münchner Dort-Hagenhausen-Verlag erscheinen wird.
Die Besucher waren allesamt begeistert von der Vielfalt des Gebotenen. „Besonders interessant fand ich die Informationen rund um die Gesundheitseffekte von Olivenöl und die Unterschiede beim Aceto Balsamico.“, sagte eine Besucherin. Ein anderer Besucher meinte: „Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so viel zum Probieren gibt. Jetzt muss ich erst einmal einen Verdauungsspaziergang machen.“ Angesichts des schönen Herbstwetters bot sich das rund um Schloss Aufhausen natürlich an. Praktischer Nebeneffekt der beliebten Veranstaltung, die 2015 am Sonntag nach Allerheiligen zum 3. Mal wiederholt wird: Viele Gäste aus München und Umgebung sahen die schönen Schlossräume zum ersten Mal und wissen nun, was für eine schöne Location für Hochzeiten, Tagungen und FilmaufnahmenSchloss Aufhausen ist!
Wir sind wieder in unserem Zweitdomizil in den Marken zur Olivenernte. Aber, oh Schock: All unsere Oliven sind von der vermaledeiten Olivenfliege dahingerafft! Entweder sind sie schon abgefallen von unseren 35 Bäumen oder hängen verschrumpelt an den Ästen. Also war all unser Bemühen umsonst! Unser Bio-Mittel hat versagt. Hektische Nachfrage bei unserem Bio-Nachbarbauern Tony: Auch er ist betroffen, hat schon sehr früh Anfang Oktober geerntet, um überhaupt noch etwas zu retten, und entsprechend nur 10 Prozent (normal sind 15 Prozent!) erlöst. Oh je. Der feuchte Sommer und unsere Nähe zum Meer sind absolute Nährboden für die Olivenfruchtfliege, deren verpuppte Nachkommen hoffentlich in einem strengen Frost-Winter das Zeitliche segnen werden.
Entwarnung kommt aus dem Hinterland. Zuerst von Bruno Amurri: Er hat keine Einbußen erlitten, hat vielmehr erfolgreich gegen die Olivenfliege gekämpft. Oh, Jubel! Er hat mit seinen Arbeitern schon mit der Ernte begonnen. Wir können also gern kommen, um zu helfen – und natürlich um Olivenöl von ihm zu kaufen. Denn wir haben schon für rund 50 Liter Vorbestellungen, und gerade das Olivenöl von Bruno Amurri kommt sehr gut an. Wir verbrauchen hier in unserer Casa Cedri gerade die allerletzte Flasche vom letztjährigen Olivenöl und es riecht und schmeckt immer noch fruchtig mit leichten Schärfe- und Bitternoten, den absoluten Qualitätskriterien!
Die zweite Entwarnung kam heute von Tiziano Aleandri: Er beginnt erst jetzt mit seiner Ernte, alle Bäume seien prima in Schuss, wir können gern nächste Woche vorbeikommen zum Helfen. Natürlich bringen wir ihm dann auch unsere 50-Liter-Kanister zum Füllen mit. Tiziano lässt sein Olivenöl nach einer ersten Filterung normalerweise 20 bis 30 Tage stehen, um es danach umzuschütten und den sich bildenden Satz der Schwebstoffe zu entsorgen. Diese würden die Qualität des Olivenöls nämlich in einigen weiteren Wochen mindern, da die Naturstoffe aus dem Fruchtfleisch den Fermentationsprozess in Gang setzen. Damit unserem Olivenöl, das wir am 3. November mit nach Bayern nehmen wollen, dies nicht passiert, wird Tizian kurz vor unserer Abfahrt ein zweites Mal filtern.
Inzwischen kümmern wir uns auf unserem Grundstück um einen überwucherten Olivenbaum. Die oben stehenden Fotos zeigen: Giacomo und sein Vater Pietro ernten 2010 die Oliven von diesem Solitär-Baum, links. 2014 sieht man, was passiert, wenn man einen Olivenbaum an einer nicht gepflegten Stelle der Natur überlässt: Er ist total von Brombeersträuchern und sich an dessen Ästen festkrallenden Schlingpflanzen überwuchert! Mein lieber Mann Michael ist dem zu Leibe gerückt und hat dabei wieder einmal erleben müssen, wie stachlige Brombeeren sich wehren: Mit blutenden Wunden hat er erst einmal kapituliert. Morgen ist auch noch ein Tag…
Ansonsten gedeiht mein Olivenöl-Buch, das im März 2015 im Münchner Dort-Hagenhausen-Verlag erscheinen soll. Mein Herausgeber ist zufrieden und gibt gute Tipps für die letzten kulturhistorisch-unterhaltsamen Texte, die ich hier in Italien bis Ende Oktober schreiben werde. Arbeitstitel: „Die Liebe zu den Oliven“. Die habe ich tatsächlich. Denn unser eigenes Oliven-Desaster hat mich ganz schön deprimiert. Es zeigt einmal mehr die Auswirkungen des Klimawandels und die Zunahme von Schädlingen. Auch unsere Phönix-Palme wird dieser Tage gegen den gemeinen Roten Palmen-Rüsselkäfer erneut geimpft. Dieser aus Asien eingewanderte „Mistkäfer“ hat ja schon ganze Palmenabschnitte an unserer Riviera delle Palme (s. Foto oben) und in Rom vernichtet. Ein schauerliches Bild bieten die Stümpfe ohne Palmwedel. Und der Mensch ist weitgehend machtlos. Da die Palme ja kein Lebensmittel ist, wäre ich hier ausnahmsweise mal für die Chemiekeule. Aber selbst das verspricht keine 100-prozentige Wirkung.
Wie zeigt doch unser überwucherter Olivenbaum: Die Natur ist stärker als wir! Würden wir Menschlein die Erde verlassen, wären sämtliche Städte in spätestens 100 Jahren von der Natur zurückerobert, so steht es in einem lesenswerten Gedankenexperiment des PM-Magazins.
Fazit: Freuen wir uns, dass uns die Natur weiterhin mit Früchten beschenkt, aus denen wir, wie im Falle der Oliven, ein wundervolles Genussmittel machen können. Wir sind jedenfalls gespannt auf das Olivenöl 2014 und auf viele Gäste bei unserem Olivenöl-Fest am 9. November auf Schloss Aufhausen bei Erding!